HIGHLIGHTS 2/6

© René Lohse
© René Lohse

Anonymous Club

Die Show des New Yorker Kollektivs Anonymous Club fand am Montagabend statt und war, wie auch Gerrit Jacob und back2back, Teil des neuen Intervention-Showcases. Der Anonymous Club, geleitet von Shayne Oliver, ist das kreative Studio und die Innovationsabteilung der Shayne Oliver Group®. Die Show war ein klares Symbol für grenzenlose Kreativität. Die Designs von Anonymous Club fordern Normen heraus und ebnen den Weg für eine neue Ära der Mode, in der Selbstausdruck über allem steht. 

Die Vision des Anonymous Club vereint Elemente aus Kunst, Musik und Mode und spiegelt Oliver’s eklektischen Stil wider. Zusammen mit einer diversen Gruppe von Künstler:innen, darunter Tama Gucci, Izzy Spears, Total Freedom, Christian Velasquez, Santiago, Thug Pop und Ian Isiah, strebt der Club danach, das Bild der urbanen Uniform neu zu definieren. Das Konzept der "Kopflosigkeit", von Oliver geprägt, beschreibt seine Idee extravaganten Kleidungsstils. Der Anonymous Club präsentiert Kollektionen, die die vielschichtige Persönlichkeit seines Gründers widerspiegeln und Inspiration aus dem Nachtleben und experimentellen Archiven schöpfen.

DZHUS

Irina Dzhus löst mit ihrer Herbst/ Winter 2024/25 Kollektion erneut die Grenzen zwischen Mode und Kunst auf. Alle ihre Looks, die sie als Berlin Contemporary-Gewinnerin präsentierte, sind nicht nur aufwändig designt, progressiv in Silhouette, Schnitt und Materialien, sondern vor allem transformierbar. Den Runway, im NEWEST-Showspace Pressecafé, verwandelte die Ukrainerin in ihre Bühne, um ihre sehr persönliche Geschichte durch ihre Entwürfe zu erzählen. Welche das ist, erzählt Irina Dzhus hier. 

Ihre Kollektion trägt den Titel "ABSOLUTE" und kreist thematisch um Ihre Traumata: Sie beschreiben die Flucht aus dem Krieg und verarbeiten zudem eine Missbrauchserfahrung. Wie übersetzen Sie diese sehr persönlichen Themen in Ihre Mode?
Die Kollektion ist der Selbstentdeckung und Selbsterfindung gewidmet. Ich entschlüssele die komplexe Struktur meiner Traumata und lenke sie in avantgardistische Designs um. Zum Beispiel in “Muster in Muster”-Entwürfe. Meine sehr intimen Erinnerungen habe ich auch in Form von 2D-ikonografischen Outfits mit verschlüsselten Botschaften quasi eingefroren. Außerdem ist es das erste Mal, dass meine bisher unveröffentlichten, grafischen Arbeiten Teil der Kollektion sind. 

Alle Ihre Looks sind handwerklich außerordentlich gefertigt, sehr detailliert und obendrein wandelbar. Wo haben Sie sich in dieser Saison inspirieren lassen? 

Thematisch bin ich in meiner Komfortzone geblieben, indem ich mich auf modernistische Comics und gnostische Erzählungen, Attribute des sozialen Konformismus und Spekulationen über die Geschlechterdarstellung beziehe. Hinzu kommen nachhaltige Schneidertechniken und Textilmanipulationen, die auch eine Hommage an die Kunst des Kintsugi sind. Teile meiner Looks sind nämlich aus Vintage-Kopfbedeckungen und -Schals gefertigt. 

Worauf haben Sie in Bezug auf Farbe, Material und Silhouette besonders geachtet? 

Die Silhouetten von ‘ABSOLUTE’ sind gleichermaßen naiv und tiefgründig. Zudem liegt der Fokus auf Schwarz und Weiß, doch wird die Kollektion durch eine Reihe von Ecru, Nude- und Grautönen aufgeweicht. Bezüglich Materialien habe ich bewusst unverwechselbare Textilien genutzt, die konzeptionell verwandelt werden. 

Was ist Ihr persönlicher Lieblingslook? 

Einer der DZHUS-Schlüssellooks ist ein übergroßer Herrenmantel. Kontrastiert wird die Silhouette mit einer den Entwurf umarmenden, weiblichen Figur. Diese übernatürliche Gegenform ist eng mit meiner Identität verbunden und spiegelt auch meine Existenz wider. Sie steht sowohl für einen euphorischen Traum als auch für eine lähmende Dystopie.

MALAIKARAISS

Für die Präsentation ihrer Kollektion suchte Designerin Malaika Raiss wieder eine besondere Location aus: das MANI Creative Lab. Gebaut im Stil des sozialistischen Klassizismus spiegelt das Gebäude auch die Essenz der Kollektion wider, nämlich den Mix aus Urbanität und Eleganz.

Essentiell wichtig war der Berlin Contemporary-Gewinnerin auch diese Saison wieder ein diverser Cast, der alle Frauen, für die sie designt, repräsentiert. Denn ist der Charakter für sie immer das Allerwichtigste: “Ein Model muss mich mit ihrer Ausstrahlung umhauen, sobald sie den Raum betritt. Das ist super wichtig”, erklärt die Wahlberlinerin, die 2012 ihr eigenes Label gründete.
 

Welche Inspiration hinter der Malaikaraiss-Kollektion steckt, erklärt die Designerin hier: 

“Meine Kollektion trägt den Titel ‘Imagine’. Ganz bewusst möchte ich damit Spielraum für Interpretationen lassen. Meine Idee war es, eine Essential-Wardrobe zu entwerfen, die in einen einzigen Koffer passt. Und in diesem befinden sich ikonische Off-Shoulder-Kleider, die nah am Körper liegen und die Kurven betonen. Der Look wird casual gebrochen, mit Denim, Materialien in Leder-Optik, schwerer Double-Wolle, etwas ulkigen Details und Accessoires. Letztere stehen alle im Zeichen des Handwerks und sind mal gestrickt, gehäkelt, aus Keramik gefertigt oder aus Silber geschmiedet. 

Zudem habe ich mich diese Saison besonders durch die 90er Jahre inspirieren lassen. John Frusciante von den Red Hot Chili Peppers war der Auslöser. Seinen grungigen Stil, die positiven California Vibes, Layering und den Grandpa-Thrift-Style haben wir mit einer hyper-femininen Silhouette, dropped Schultern und low waist Hosen kombiniert. Und wir sprechen hier von Mariah Carey low waist Jeans – ohne Bund. 

Was für mich diese Saison besonders signifikant ist, ist der Clash aus zwei Welten und das urbane, sehr casual Styling. Auch im Hinblick auf die Materialien, wie schwere Double-Wolle, die auf bedruckte Seide, Deadstock-Nylon, Crochet und Knits trifft.  Zudem liebe ich auch die Farbwelt, die reduziert und mit wenigen Tönen auskommt, aber trotzdem – in der Vielfalt der Looks – komplex und eklektisch wirkt.

Da meine Essential-Wardrobe in einen einzigen Koffer passen muss, findet die Präsentation auch in Zusammenarbeit mit Samsonite statt. Gemeinsam haben wir auch das sehr künstlerische Set-Design gestaltet. Außerdem sind in meinen Designs und im Set wieder Kunstwerke von Anna Zimmermann zu finden.”

"Berlin ist mein kreativer Meltin Pot, wo sich all die Inspiration, die ich auf meinen Reisen sammle, schließlich vereint. Die Stadt in all ihrer Schönheit, aber auch Rauheit, ist meine liebste Kombination - Gegensätze ziehen sich an.

- Malaika Raiss

STUDIO2RETAIL

Auch diese Saison öffnen wieder unzählige Berliner Einzelhändler:innen, Kollektive und Designer:innen ihre Türen im Rahmen der B2C-Initiative Studio2Retail. Ateliers, Pop-ups, Stores und andere kreative Spaces laden Modeenthusiast:innen ein und bieten Besucher:innen nicht nur Blicke hinter die Kulissen der Modeindustrie, Paneldiskussionen und Kollektionen sondern auch besondere Angebote und Events – von und mit kreativen Menschen, Events und Ideen bringt Studio2Retail den besonderen Vibe der BFW in die Straßen, Hinterhöfe und Räume der Stadt.
 

Im Fokus: Nachhaltigkeit, Handwerk, Virtualität
 

Von Live-Upcycling über Näh-Performances, Partys, Paneldiskussionen, Shows und Workshops: Berlins junge Kreativ-Communities legen ihren Fokus klar auf die Themen Nachhaltigkeit, Handwerk und Virtualität. Sie repräsentieren eine inklusive Lebenseinstellung und gestalten ihre Businesses geschlechtsneutral und für barrierefrei. Ziel der Protagonist:innen, die hauptsächlich aus Gen Z, Y und der queeren Community stammen, ist es, Strategien zu entwickeln, die Mode, Konsum und Spaß mit Nachhaltigkeit verbinden.

ZUM PROGRAMM


Studio2Retail Pop-Up: 10 bis 20 Uhr
 

BIKINI Berlin

Budapester Straße 38-50
10787 Berlin

Bildmaterial steht im offziellen Berlin Fashion Week Media Hub zur Verfügung.