Fashion Council Germany: Im Gespräch mit Claudia Hofmann

Wir sprachen mit Claudia Hofmann, Freelance Creative Director, Deputy Chairwoman des Fashion Councils Germany über die Ziele des FCG, Nachhaltigkeit und den Stellenwert von Mode "made in Germany".

Claudia Hofman ist schon seit Beginn des Fashion Council Germany als Freelance Creative Direktorin mit dabei und damit für Außenwirkung und neue Projekte die Schlüsselperson. Wir sprachen mit ihr über die Arbeit des FCG, aktuelles, wie Zukunftspläne, Nachhaltige Mode und warum Deutsche Mode schon immer besonders gut war.
 

Liebe Claudia, wie wuerdest du die Aufgaben des Fashion Council Germany aus deiner Sicht als Creative Director beschreiben?

Das Missionstatement des Fashion Council Germany's ist junge Designtalente mit der Industrie und der Politik zu vernetzen, sie zu fördern und im In- und Ausland sichtbar zu machen. Da ich seit vielen Jahren als Fashion Stylist/Consultant/Concept Development und CD eng mit der Modeindustrie zusammen arbeite, konnte ich das Vertrauen der Industrie nachhaltig aufbauen. Dadurch ergaben sich auch Möglichkeiten, dank meiner Beziehung zu H&M, das "Fellowship Programme by the FCG&H&M“ in die Wege zu leiten und umzusetzen. Gemeinsam mit unseren Netzwerken können wir so alle relevanten Bedürfnisse für eine erfolgreiche Zukunft der jungen Designer fördern.

Was hat der FCG seit der Gründung bereits für das deutsche Modedesign tun können? 

Vor zwei Jahren haben wir die ersten Initiativen und Maßnahmen des damals frisch gegründeten Fashion Council Germany vorgestellt. Nobieh Talaei und Marina Hoermanseder waren unsere ersten Nachwuchstalente, die wir mit dem Mentoren Programm zusammen mit dem Berliner Senat für Wirtschaft, Energie und Betriebe unterstützen konnten. Gemeinsam mit unserem Partner H&M realisieren wir das bislang umfangreichste Fellowship Programm weltweit. Erstmals tritt mit Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries ein Mitglied der Bundesregierung in den Dialog mit der deutschen Modebranche und will sich dabei besonders der Nachwuchsförderung widmen. Durch die Gründung des Fashion Council Germany konnten wir dem Modestandort Deutschland eine Stimme geben, laut genug, um auch international gehört zu werden. Ein starker Anfang, denn während der ersten zwei Jahre konnten wir schon viel auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene bewegen. Aber das ist erst der Anfang, wir haben noch viel vor.

Wie siehst du die Zukunft der Mode „made in Germany“ im nationalen und internationalen Raum?

Deutschland hat einige sehr gute Design Talente zu fördern, wir möchten ihnen die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln und ihre Labels hier aufzubauen und Arbeitsplätze zu schaffen. International sind deutsche Designer sehr erfolgreich mit ihren eigenen Kollektionen oder als Designer bei bekannten Modehäusern, zum Beispiel Karl Lagerfeld, Tomas Maier, Bernhard Willhelm, Lutz Huelle, Jürgen Sailer, Philipp Plein, Alexander Schaper u.a. Ich sehe eine vielversprechende Zukunft für Mode made in Germany. National und international, da sich heute beides auch gar nicht mehr so trennen lässt, denn online sind die Designer sowieso global präsent.

Welche Pläne stehen als nächstes auf der Agenda des FCG, was ist schon spruchreif?

Wir werden kontinuierlich an unserem Mission-Statement weiter arbeiten. Es gibt viele Ideen zu neuen Programmen und Events, die wir mit unseren Partnern am Planen sind. 

Wie sieht die Zusammenarbeit des FCG und der Senatsverwaltung fuer Wirtschaft, Energie und Betriebe aus?

Seit Gründung des Fashion Council Germany hat uns die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe finanziell unterstützt. Gemeinsam haben wir das Mentoring Programm für junge Berliner Designtalente ins Leben gerufen. Mit dem exklusiven Netzwerk des Fashion Council Germany werden die Gewinner durch Workshops, One-on-One-Coachings, Pop-Up-Verkäufe und auch medial unterstützt. Dazu zählen Designer wie Nobieh Talaei, Marina Hörmanseder, Karen Jessen und Julia P. Seifert.

Die Berliner Modebranche steht besonders für Nachhaltigkeit und auch ihr habt dem Thema in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Was muss sich noch tun, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Modewelt zu stärken?

Das Thema Nachhaltigkeit ist ein sehr wichtiges Thema und sollte in den nächsten Jahren eigentlich für jede Marke selbstverständlich sein. Für junge Designer ist es oft noch sehr schwierig, nachhaltig zu produzieren, da es mit mehr Kosten und Arbeitsaufwand verbunden ist. Die Modebranche ist gerade dabei sich neu zu erfinden. Wenn sich ein Großkonzern wie H&M, Adidas und nun auch die Kering Gruppe für das Thema Nachhaltigkeit stärker einsetzt, wird das Thema natürlich breiter in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Nachhaltigkeit muss ganz klar ein wichtiger Fokuspunkt für alle Modefirmen sein, auch schon in der Ausbildung der Jungdesigner.

Die diesjährigen Gewinner des Mentoring Programms 2017 sind Benu Berlin und Philomena Zanetti, ebenfalls ein Zeichen dafür, wie wichtig nachhaltige Labels heutzutage sind. Wie wird man die Designer unterstützen?

Mit dem Programm werden Karen Jessen / Benu Berlin und Julia P.Leifert / Philomena Zanetti bei der Nachhaltigkeits-Arbeit unterstützt und mit den entsprechenden Industriezweigen mittels Business-Matchmaking zusammen gebracht. Zusätzlich werden die Designer anhaltend und gezielt gecoacht, sowohl im Kreativ-, Produktions- und Vertriebsprozess als auch im Strategie- und Medienbereich beraten und durch individuelle und exklusive Leistungen, wie Workshops gefördert. Neben dem Mentoring und den Workshops ermöglicht der Partner Messe Frankfurt (Greenshowroom) den zwei ausgewählten Modelabels  eine Teilnahme am Greenshowroom in Berlin im Sommer 2017 zur Fashion Week. Das wichtigste für junge Designer ist es, dass sie sich dem Handel gegenüber professionell präsentieren können und dadurch die Chance bekommen, dass die Einkäufer sie in ihr Sortiment aufnehmen.